Methoden | Im Detail
Faszien-Therapie
Das Bindegewebe im Allgemeinen und Faszien im Speziellen spielen im menschlichen Körper eine zentrale Rolle. Spezialisiertes Bindegewebe umhüllt und verbindet in Form von Faszien, Bändern, Sehnen und feste bindegewebige Platten die anderen Gewebsarten wie Knochen, Gelenke, Organe und Gefäße. Faszien schützen und stützen den Organismus aber nicht nur, sondern erfüllen neben der mechanischen Kraftübertragung auch wichtige Funktionen beim Transport von Nährstoffen, in der Informationsübertragung und dem Gewebserhalt.
Anheftungen, Verklebungen, Steifigkeit, mangelnde Elastizität oder zu große Laxheit der Faszien können Störungen im Bewegungsapparat (Haltungs- und Bewegungsprobleme), in der Arbeit der inneren Organe und im psychischen Befinden nach sich ziehen. Die Vielfältigkeit der Beschwerden sowie die Individualität eines jeden Menschen (Bindegewebs-Typ, Schmerzverarbeitung, psycho-soziale Situation) erfordern einen differenzierten Einsatz verschiedener Faszien-Techniken.
Faszien-Störungen können im Bewegungsapparat, den inneren Organen und im Zentral-Nervensystem (Umhüllungen von Nerven, Rückenmark und Gehirn bestehen aus Bindegewebe bzw. Faszien) auftreten. In der manualtherapeutischen Faszienbehandlung fließen die Anregungen aus verschiedenen Fortbildungen zur Faszientherapie ein, z.B. Fascial Balancing, Cranio-Sacral-Therapie, Myo-fascial Release und Faszien-Distorsionsmodell.
Aus rechtlichen Gründen weise ich darauf hin, daß die Faszienbehandlungen manualtherapeutisch und nicht osteopathisch erfolgen.
Osteopathie darf nur von Ärzten oder Heilpraktikern durchgeführt werden. Obwohl ich eine Vielzahl von osteopathischen Techniken
und Konzepten erlernt habe, erfolgt die Faszien-Behandlung ausschließlich im rechtlichen Rahmen der Manual-Therapie.
Zum besseren Verständnis der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Faszien-Behandlung und Cranio-Sacral-Therapie finden Sie weitere
Informationen zur dieser osteopathischen Methode hier.
1 Eine erste Orientierung
Der Name »Manuelle Therapie« (MT) besagt, dass die Behandlung durch die Hand des Therapeuten erfolgt. Dieses hat die Manuelle Therapie mit den meisten anderen Behandlungsmethoden in der Physiotherapie gemein. Der Unterschied liegt in der theoretischen Begründung sowie den Untersuchungs- und Behandlungstechniken. Wie die Akupunktur, die Physikalische Therapie und die verschiedenen Formen der Massage und Lokalanästhesie gehört auch die Manuelle Therapie in das weite Feld der Reflextherapie. In dieser wird therapeutisch versucht, durch Reizung von Druck-, Temperatur-, Spannungsrezeptoren usw. über das Nervensystem reflektorische Veränderungen in den schmerzhaften Körperteilen hervorzurufen. Manuelle Therapie beschäftigt sich hauptsächlich mit Störungen der Gelenke und der Wirbelsäule. Diese Störungen werden lokal am Gelenk, aber auch in ihren funktionalen und neuronalen Zusammenhängen mit anderen Gelenken und dem Nervensystem untersucht und behandelt. Chirotherapie der Ärzte und Manuelle Therapie der Physiotherapeuten haben die gleiche wissenschaftliche Fundierung in der Manuellen Medizin (MM). Die Manuelle Medizin ist integraler Bestandteil der verschiedenen medizinischen Fachrichtungen Orthopädie, Neurologie, Rheumatologie und Chirurgie.
2 Ein bisschen Geschichte
Die Behandlung der Wirbelsäule durch manuelle Techniken ist sehr alt. Frühe Belege gibt es schon aus dem antiken Griechenland. Doch im Vergleich mit anderen Gebieten der Medizin wie Chirurgie und Pharmakologie entstand die Manuelle Medizin erst sehr spät und zögerlich. Neben den antiken Schilderungen sind noch Beschreibungen von Laienbehandlern aus England um die Jahrhundertwende bekannt, welche bone-setter genannt wurden und einfache Einrenk-Techniken verwendeten. In den USA der Jahrhundert-Wende entstanden zwei Vor¬läufer und Begründer der modernen Manuellen Medizin:
Einerseits die Chiropraktoren, die Störungen der Wirbelsäule als Verschiebungen von Wirbeln betrachteten. Diese Gruppe untersuchte und behandelte strukturelle Unregelmäßigkeiten der Wirbelsäule.
Bei den Osteopathen hingegen standen Funktions- bzw. Bewegungsstörungen der Wirbelsäule im Vordergrund, deshalb ergänzten sie die harten Techniken der Chiropraktoren durch Weichteiltechniken und Mobilisationen. Aber auch heute noch stehen die osteopathischen Techniken vor einem gänzlich eigenständigen medizinischen Hintergrund. Eine Weiterentwicklung der Osteopathie stellt die cranio-sacrale Therapie von Upledger dar (s. BALANCE-Flyer Cranio-Sacral- Therapie). Wenn auch Manuelle Medizin und Osteopathie bzw. Cranio-Sacral-Therapie sich durch eine andere medizinische Basis-Theorie unterscheiden, sind sie aber doch durch den gemeinsamen geschichtlichen Hintergrund und etliche sehr verwandte Behandlungsansätze und Techniken verbunden.
3 Ein wenig Theorie
Im Zentrum des manualtherapeutischen Interesses steht das Gelenk, seine Funktionsstörungen und deren therapeutische Beeinflussbarkeit. Ein Gelenk besteht aus aktiven, passiven und steuernden Elementen. Zu den aktiven, kontraktilen Strukturen zählen die Muskeln und die Sehnen. Zu den passiven, da nicht-kontraktilen Elementen zählen Knochen, Knorpel, Kapsel und Schleimbeutel. Besonders wichtig für die Manuelle Therapie ist die nervale Versorgung, d.h. die Steuerung der Gelenkfunktion durch Gehirn und Rückenmark. Die Wirbelsäule kann man auch als eine Kette von kleinen Gelenken oder funktionellen Einheiten betrachten, welche als Bewegungssegment bezeichnet werden. Zu einer solchen funktionellen Einheit zählen nicht nur zwei benachbarte Wirbel, sondern auch deren Bandscheibe, Wirbelgelenke, Kapsel-Bandapparat sowie ihre Versorgung durch Nerven und Gefäße. Die Fehlfunktion in einem Segment kann auch Störungen in dem Gelenk verursachen, das von dem Rückenmarksnerv aus diesem Wirbel-säulen-Abschnitt versorgt wird, wie obige Zeichnung zeigt. Manuelle Therapie ist dadurch gekennzeichnet, dass nach einer ausführlichen Anamnese ein genauer Befund erhoben wird, um die lädierte Gewebsart durch Tests heraus zu differenzieren, die mit spezifischen Techniken behandelt werden soll. Beispielsweise kann Muskulatur gedehnt, entspannt oder ihre Durchblutung verbessert werden, je nachdem, ob sie entweder eher verkürzt oder mehr verspannt ist.
4 Noch mehr Theorie
Neben diesen lokalen Techniken wird das Gelenk auch in seiner funktionalen Verbindung mit anderen Gelenken und Strukturen untersucht und behandelt.
Beispielsweise kann der Muskel eines Gelenkes durch eine Fehlfunktion eines anderen Gelenkes irritiert sein, weil er über beide Gelenke zieht.
Ebenso kann sich eine Fehlstatik im Fuß bis zum Schädel fortsetzen. Die folgende Zeichnung zeigt mögliche Blockierungsketten:
1. Großzehengelenk
2. Sprunggelenk und Fußwurzelknochen
3. Wadenbeinköpfchen
4. Hüfte
5. ISG (Kreuz-Darmbein-Gelenk)
6. Lendenwirbelsäule
7. Brustwirbelsäule
8. Schlüsselbein-Brustbein-Gelenk
9. Erste Rippe
10. Schultereckgelenk
11. Gelenk zwischen Elle und Speiche
12. Daumengrundgelenk
13. Halswirbelsäule
14. Kiefergelenk
15. Schädelnähte
Wichtig für die Manuelle Therapie ist die Unterscheidung zwischen lokalem und übertragenem Schmerz. Denn nicht immer ist dort, wo der Schmerz empfunden wird, auch seine Ursache. Oft wird Schmerz an einer anderen Stelle empfunden, als dort, wo die Ursache liegt. Weil beide Stellen von gleichen Teilen des Nervensystems versorgt werden, kommt es zu einer Fehleinschätzung unseres Gehirns, die uns den Schmerz fern von seinem Entstehungsort empfinden lässt. Ein Schulterschmerz kann aus der Brustwirbelsäule, aus dem eigentlichen Schultergelenk, aus den Schlüsselbein-Gelenken, aber auch aus der Halswirbelsäule oder einem inneren Organ entstehen. Ein Bewegungssegment der Wirbelsäule ist beispielsweise über eine Gruppe von Rückenmarksnerven (motorisch, sensibel und vegetativ) nicht nur für die Gelenke der Schulter, sondern auch für die Haut und Muskulatur sowie für die Durchblutung und Ernährung dieser Region zuständig. Durch die Verschaltung im Rückenmark kann also sowohl ein Muskelschmerz zu gestörten Gelenkfunktionen, als auch etwa ein degenerativ verändertes Schultergelenk zu Muskelproblemen führen. Ein schmerzhaftes Schultergelenk kann z.B. die Funktion der Halswirbelsäule verschlechtern, ebenso wie eine Fehlfunktion der Wirbelsäule oder eine Störung der inneren Organe Schulterprobleme verursachen kann. Neben den lokalen und funktionalen gilt es also auch immer die neuronalen Zusammenhänge zu beachten. Dieses zeigt das folgende Schaubild:
5 Endlich: die Praxis!
Folgendes Fallbeispiel zeigt die Arbeitsweise der Manuelle Therapie:
Ein Patient kommt kurz nach einer ambulanten Knie-Arthroskopie zur Kranken-gymnastik und klagt über Schmerzen an beiden Seiten der Kniescheibe, besonders beim Treppengehen. Beugung und Streckung des Knies sind eingeschränkt,
Muskeln und Sehnenansätze unter- und oberhalb des Gelenks druckschmerzhaft.
Die Verklebung des Bindegewebes an den OP-Narben wird durch eine Quermassage gelöst und die Beweglichkeit der Kniescheibe durch Verschiebegriffe erhöht.
Weiterhin erhöhen auch die Gleit- und Verschiebetechniken für das Kniegelenk allmählich die Beweglichkeit. Zusätzlich werden bestimmte Muskeln nach Befund entspannt und gedehnt.
Andere müssen so trainiert werden, dass sich ihre Kontraktionskraft und -geschwindigkeit erhöht. Sobald die Schmerzen weitgehend abgebaut sind, wird versucht, durch Gleichgewichts- und Koordinationsübungen die Alltags- und ggf. Sporttauglichkeit wiederherzustellen.
Eventuell werden Schuheinlagen oder Tapeverbände erprobt sowie knieschonendes Verhalten im Alltag trainiert. Parallel zu dieser Behandlung wird untersucht, ob der Knieschaden beispielsweise durch einen Beckenschiefstand oder durch eine
Blockierung der Wirbelsäule oder eines anderen Gelenkes (Fuß oder Hüfte) mit verursacht wird. In diesem Fall werden in der Manuelle Therapie auch die anderen Gelenke und die Wirbelsäule durch Mobilisationen und Weichteiltechniken
behandelt, um den Menschen und sein Bewegungssystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
1 Einführung
Das cranio-sacrale System ist ein physiologisches System, das wie Atmung und Blutkreislauf während des gesamten Lebens ohne Unterbrechung arbeitet. Seine Bezeichnung rührt daher, dass es sich von den Knochen des Schädels (cranium) über die Wirbelsäule bis zum Kreuzbein (sacrum) erstreckt. In den Höhlen des Gehirns wird eine Flüssigkeit (Liquor) produziert, die sich über die Hirn- und Rückenmarkshäute ausbreitet und einen mechanischen Schutz darstellt, sowie zur Ernährung dieser Strukturen beiträgt. Da der Liquor rhythmisch (achtmal bis vierzehnmal pro Minute) von den Höhlen des Gehirns ins Rückenmark gepumpt wird, entsteht ein Puls. Dieser cranio-sacrale Rhythmus ist an jeder beliebigen Stelle des Körpers spürbar, da sich seine Bewegung über Haut, Knochen und Bindegewebe ausbreitet. Natürlich ist dem Menschen alles, was er nicht sehen oder anfassen kann, zunächst einmal suspekt. Darum bestritten Kritiker immer wieder das Vorhandensein des cranio-sacralen Rhythmus und bezeichneten Therapieerfolge als Placebo-Effekt. Der Nachweis, dass der cranio-sacrale Rhythmus tatsächlich existent ist, gelang amerikanischen Forschern im Tierversuch: Man befestigte Antennen am Schädel von Menschenaffen und sendete Radiowellen bestimmter Frequenz von einer Antenne zur anderen. Wäre keine Bewegung der Schädelknochen vorhanden, so hätten ausgesendetes und empfangenes Signal identisch sein müssen. Mit Verwunderung stellte man aber fest, dass sich die empfangene Frequenz rhythmisch änderte, und zwar exakt in dem Rhythmus, den Cranio-Sacral-Therapeuten bereits seit Jahrzehnten spüren konnten. Normalerweise ist der cranio-sacrale Rhythmus in seiner Stärke und Frequenz gleich bleibend. Anders als Atmung und Kreislauf unterliegt er keiner Veränderung bei kurzfristigen Belastungen. Langfristige Störungen im Bindegewebe (Faszie) aber können zu einer Veränderung der Qualität des Rhythmus führen.
2 Anatomie
Die Faszien umgeben alle Organe, Blutgefäße, Nerven, Knochen usw. Sie trennen diese Strukturen voneinander, aber sie verbinden sie auch, indem sie für ihren Zusammen¬halt sorgen. Obwohl das Fasziengewebe in unterschiedlichen Körperregionen unterschiedlich benannt ist, stellt es dennoch funktionell eine kontinuierliche Schicht dar, die von den Haarspitzen bis zum Ende des kleinen Zehs reicht. Diese Schicht besteht aus zwei Lagen, zwischen denen Blut- und Lymphgefäße sowie Nerven verlaufen und die durch eine Membran frei beweglich verbunden sind. Diese freie Beweglichkeit der Faszienlagen untereinander, sowie der Faszie gegenüber Organen und Muskulatur ist von großer Bedeutung für den optimalen Ablauf aller physiologischen Vorgänge. Adhäsionen, Verwachsungen oder Narben können wegen der Einheitlichkeit des Systems selbst in entferntesten Körper¬abschnitten Folgen haben. Gehirn und Rückenmark sind von drei Membranen bedeckt:
- der harten Hirnhaut (dura mater) außen sowie
- der Leptomeninx innen, die ihrerseits in zwei Blätter zerfällt:
- die Spinnwebshaut (Arachnoidea) und die weiche Hirnhaut (pia mater)
Im Bereich des Schädels zerfällt auch die harte Hirnhaut in zwei Teile. Der äußere Teil bildet als Periost die Innenfläche des Schädels. Der innere Teil bildet zwischen den beiden Hirn¬hälften und einzelnen Hirnabschnitten Hohlräume, die für die Produktion der Hirnflüssigkeit von Bedeutung sind. Außer an den Schädelknochen haften diese Häute nur am 2. und 3. Halswirbel sowie am 2. Wirbel des Kreuzbeins an. Wegen der Unelastizität der Strukturen setzt sich jede Bewegung eines Teils auf alle anderen Teile fort.
3 Entwicklungsgeschichte
Die ersten Lebensformen waren Einzeller. Sie lebten im Wasser und ernährten sich, indem sie Nährstoffe durch ihre Körperoberfläche in sich aufnahmen und entsorgten ihre Ausscheidungsprodukte auf umgekehrtem Weg. Mit der Entstehung von Mehrzellern wurde ein Gewebe notwendig, das die einzelnen Zellen im Zellverband zusammenhalten konnte, das Bindegewebe. Je größer die Anzahl der Zellen wurde, die sich zu einem Lebewesen zusammen¬fanden, desto größer musste der Spezialisierungsgrad der einzelnen Zellen werden; letztlich entstanden die verschiedenen Organe (z.B. Herz, Lunge, Verdauungsorgane usw.) mit ihren hochspeziellen Aufgaben und Funktionen. So wurden Zu- und Abfuhr von Nährstoffen und Stoffwechselprodukten durch die Organe gelöst, aber trotzdem müssen diese Stoffe soweit in die Nähe der einzelnen Zellen gebracht werden, dass diese sie - wie ursprünglich der Einzeller - durch ihre Zelloberfläche aufnehmen bzw. abgeben können. Diese Aufgabe hat das Bindegewebe mit übernommen. Folglich kann eine Spannung im Bindegewebe also die Zellfunktion beeinträchtigen.
4 Auswirkung von Störungen im Fasziensystem
Die Störungen im cranio-sacralen oder faszialen System können durch Stress oder ein Trauma entstehen (z.B einen Unfall , eine Operation oder eine als sehr belastend empfundene Lebenssituation). Nehmen wir einmal an, jemand erhält einen kräftigen Schlag vor den Kopf - der Kopf prallt nach hinten, durch den Druck wird die Halswirbelsäule gestaucht und beginnt unter Umständen zu schmerzen. Aber es entstehen außerdem auch Zugkräfte, die an der Vorderseite des Körpers abgeleitet werden. An einer (zunächst scheinbar) beliebigen Stelle kann dieser Zug zu einem Mikroriss im Gewebe führen. Dieser Riss wird zu einer Narbenbildung führen. Narbengewebe ist weniger beweglich als "normales" Gewebe. Somit entstehen Spannungen im Gewebe. Die Verwendung eines Bildes soll helfen, den Einfluss des Fasziensystems auf den Körper näher zu verstehen:
- Wenn man sich das Bindegewebe als glattgebügeltes Tuch auf einem Tisch vorstellt, hat hat man ein Bild von einer störungsfreien Faszie.
- Wenn man dieses Tuch an einer Stelle nur leicht verdreht, sieht man die Spannungslinien, die dadurch plötzlich entstehen.
- Wenn Sie gleiches mit dem Hemd, der Bluse oder dem T-Shirt machen, das Sie gerade tragen, können Sie sehen, wie sich Spannungen, die beispielsweise von Höhe Ihres Bauchnabels ausgehen, sich bis zu den Schultern und dem Becken ausdehnen.
- Wenn Sie sich solch einen Spannungspunkt (wir nennen ihn Primärpunkt) mehr an der rechten Körperseite vorstellen und eine Spannungslinie (wir nennen sie Faszienzug), die von dort zur Wirbelsäule verläuft, und wenn Sie sich außerdem vorstellen, dieser Zug bestünde über Jahre oder Jahr¬zehnte hinweg, können Sie sich ausmalen, dass sich die Wirbelsäule allmählich zum Primärpunkt hin verbiegen wird.
Mit der Hirn- und Rückenmarkshaut findet sich diejenige Struktur, die anatomisch den Zusammenhang zwischen Primärpunkt und Wirbelsäule darstellt. Gehirn, Rückenmark und jeder einzelne Nerv werden von diesen Häuten umhüllt (siehe oben). Das Bild eines dicken Schlauches, der sich in viele dünne Schläuche verästelt, ist ein hilfreicher Vergleich, um eine Vorstellung von dieser Struktur zu gewinnen. Da jede einzelne Zelle (Z) des Körpers von Nerven (1) versorgt wird, besteht dadurch also eine durchgehende Verbindung von jeder Körperzelle zu Rückenmark, Gehirn und Schädel. Eine Spannung (Primärpunkt) (PP) in einem Körperabschnitt kann über die Rückenmarks-/Hirnhaut übertragen werden. Die Spannung entsteht durch eine veränderte Beschaffenheit des Bindegewebes. Bindegewebe besteht aus elastischen und kollagenen Fasern. Die elastischen Anteile wirken wie Spiralfedern, die kollagenen Fasern wie ein Mauerwerk. Durch ein Trauma werden Bestandteile des Bindegewebes verletzt. Die elastischen Anteile ziehen das Gewebe zusammen, und die kollagenen Anteile reparieren den entstandenen Schaden. Der Zug der elastischen Fasern bewirkt die erwähnte Spannungserhöhung im Gewebe. Durch das Einmauern durch die kollagenen Fasern wird dieser Zustand verfestigt. Man kann sich jetzt leicht vorstellen, dass bei einer genügend großen Verletzung des Bindegewebes auch die Funktion des Organs, das in unmittelbarer Nähe der Spannung liegt, beeinträchtigt wird. Da die Rückenmarkshaut am Kreuzbein (2) und der Schädelbasis (3) anhaftet, gewinnen diese eine besondere Bedeutung, weil in letzter Konsequenz ein Primärpunkt durch den Zug, den er ausübt (rote Pfeile), zu einer Stellungsänderung von Kreuzbein und Schädelbasis führen kann. Und wenn man sich vorstellt, dass die übrigen Strukturen wie ein Zahnradsystem den Stellungsänderungen folgen (blauer Pfeil), wird einsichtig, dass viele körperliche Beschwerden daraus resultieren können.
Durch dieses Bild wird deutlich, dass eine Behandlung beispielsweise allein der verformten Wirbelsäule nicht zu einer dauerhaften Besserung der Beschwerden führen wird, weil der Faszienzug weiterhin Einfluss auf die lädierte Struktur ausüben kann. Interessant ist, dass nicht nur körperliche, sondern auch seelische "Schläge vor den Kopf" zur Entstehung von derartigen Primärpunkten beitragen.
5 Behandlung von Störungen im Fasziensystem
Die Therapie besteht aus der Diagnostik des cranio-sacralen Rhythmus, der Lokalisierung der Primär¬punkte sowie der Lösung ihrer Anspannung, also dem Ausbalancieren der Faszie. Der Lösungsprozess geht oft mit einer Bewusstwerdung des auslösenden Traumas einher. Zur Unterstützung können Anspannungen im Becken , Bauch , Brust- und Halsbereich gelöst sowie Ungleichgewichte im Bereich der Wirbelsäule und Schädelknochen behoben werden. Außerdem können Techniken eingesetzt werden, die an denjenigen Gelenken oder Organen wirken, die direkt für die Beschwerden des Patienten verantwortlich sind. Die Behandlungstechniken bestehen hauptsächlich aus sanften Berührungen, mit denen der Behandler die Spannungen im Gewebe ertastet und verändert. Ebenso wichtig ist aber die aufmerksame Wahrnehmung des Körpers und seiner Reaktionen durch den Patienten selbst. Unter Umständen bemerkt er ein Wärme- oder Kältegefühl, eine Anspannung oder Entspannung in bestimmten Körperbereichen. Möglicherweise entstehen Bilder vor dem geistigen Auge des Patienten, oder er verspürt eine bestimmte Emotion in sich aufsteigen. Ebenso ist es möglich, dass der Körper des Patienten während der Behandlung Bewegungen ausführt oder Positionen einnimmt. Alle diese Reaktionen sind mögliche Anzeichen eines Entspannungsprozesses des Primärpunktes. Darum sollte der Patient diese Reaktionen nicht unterdrücken, sondern sie als wichtigen Bestandteil der Behandlung zulassen und akzeptieren. Der Patient kann mit seinem Behandler über seine Wahrnehmungen sprechen, um die Bedeutung der Spannungen in seinem Körper näher kennenzulernen. Dadurch wird es möglich, ein anderes Verständnis für sich und seine Beschwerden zu gewinnen.
mit Dank an Jörg Preuße, Lübeck, für die Genehmigung zur Veröffentlichung
1 Worum es geht
BodyTalk (BodyTalk) ist ein innovatives Verfahren der ganzheitlichen Gesundheitsfürsorge zur Erhöhung der Lebensqualität und der Leistungsfähigkeit. Durch gezieltes Befragen der körpereigenen Weisheit mithilfe eines Muskel-Reflextests werden diejenigen Bereiche herausgefiltert, die für die Verbesserung der energetischen Balance des Individuums Vorrang haben.
Die daraufhin ausgewählten energetischen Techniken zielen darauf ab, die Selbstheilungskräfte des Organismus´wiederherzustellen und zu optimieren. Die spezifischen Techniken des BodyTalk bestehen aus einer Verbindung von Klopfakupressur und vertiefter Atmung mit fokussierter Aufmerksamkeit auf körperliche Bereiche und geistig-seelische Inhalte. BodyTalk ist auch insofern innovativ, da es weder eine Therapie darstellt, noch eine Diagnose im klassischen Sinne liefern möchte. Es versteht sich vielmehr als Ergänzung zu anderen schul- und alternativmedizinischen Verfahren und greift deren Diagnostik und Therapiemaßnahmen gezielt auf. Darüber hinaus spricht es besonders durch diese energetischen Techniken die Selbstheilungskräfte an und zielt vorrangig auf die Verbesserung der Gesundheit.
2 Wohin es gehört
Verschiedentlich ist BodyTalk als Teil der neuen Strömungen der Energie- und Informationsmedizin (Medizin des Bewusstseins) eingeschätzt worden. Da es sich aber vorrangig mit der Wechselwirkung Person-Umfeld bzw. der Kommunikation, Synchronisation und Harmonisierung der verschiedenen Teilbereiche des Bio-Systems Mensch befasst, scheint die Zuordnung des BodyTalk-Systems zur Disziplin der Bio-Feld-Medizin treffender. Dieser Begriff umfasst nämlich auch die Wechselwirkungen aller energetischer und informationeller Felder innerhalb und außerhalb des Organismus. Weiterhin lässt sich BodyTalk allein schon deshalb de Komplemtärmedizin zuordnen, weil es die auf Descartes (franz. Philosoph am Beginn der Neuzeit) zurückgehende Trennung in isolierte Fachdisziplinen (z.B. Orthopädie und Psychiatrie) der Schulmedizin überwindet.
Statt der dualistischen und mechanistischen Sicht der traditionellen Medizin bilden die Quantenphysik und die Dynamische Systemtheorie die theoretischen Grundpfeiler desBodyTalk-Systems. Die Quantenphysik belegt die dynamische Verschränkung aller Teile mit dem Ganzen, die sich auch in der Verbindung des individuellen Bewusstseins mit den alles umfassenden Informations-Feldern des Universums widerspiegelt. Die von dem Biologen v. Bertalanffy begründete Dynamische Systemtheorie bietet einen theoretischen Rahmen, in dem die energetischen und informationellen Wechselwirkungen innerhalb und außerhalb der Körper-Geist-Seele-Einheit gefasst werden können.
Seit Mitte der Neunziger Jahre wird das BodyTalk-System von dem australischen Arzt Dr. John Veltheim entwickelt, der seine vielfältigen Erfahrungen aus dem Bereich der Traditionellen chinesischen Medizin, Naturheilverfahren, Chiropraktik und Osteopathie, Kinesiologie und Reiki sowie verschiedenen anderen philosophischen Schulen und alternativ-medizinischen Methoden in ein integrales System einfließen lässt.
3 Was es besonders macht
Der ganzheitliche Ansatz des BodyTalk-Systems soll am Beispiel eines Klienten aufgezeigt werden, dessen Beschwerden sich vor allem auf eine verringerte Wasserversorgung (Hydration) der Nieren zurückführen ließen, illustriert werden. Der Muskel-Test hatte eine Störung der Hydration angezeigt, weiteres Testen ergab als wesentliches körperliches Problemfeld die rechte Niere. Damit verknüpft war die aktive Erinnerung an einen bestimmten Streit mit dem Vater, in dem das Glaubensmuster "Ich bin klein und unterlegen" in die Psyche des Klienten verankert wurde. Als all dieses durch Befragen der Körper-Geist-Seele-Einheit aufgedeckt wurde, konnte durch eine spezifische energetische Intervention dieses Muster, in dem organische, energetische und psychische Aspekte verwoben waren, gelöscht werden. Diese BodyTalk-eigene Intervention bestand aus einer Klopf-Technik durch den Behandler, verbunden mit der Rezitation des schwächenden Glaubensmusters, gekoppelt mit Augenfolge-Bewegungen durch den Klienten.
Zentrale Begriffe des BodyTalk wie Innate (körpereigene Intelligenz), Kommunikation und Synchronisation werden an diesem Beispiel deutlich. Unter Innate versteht BodyTalk die körpereigene Intelligenz, die als Teil des allumfassenden Informationsfeldes, in dem das Individuum sich befindet, z.B. für die Zellregeneration nach Verletzungen sorgt, ohne dass dafür eine bewusste Hinwendung nötig wäre. Aus der Sicht des BodyTalk können Beschwerden auch als Problem der Kommunikation innerhalb des Organismus´ angesehen werden. In unserem Beispiel musste die pathologische Kopplung von Hydrationssystem, aktiver Erinnerung und Glaubenssatz gelöscht werden, damit die Niere wieder unbeeinträchtigt mit dem Hydrationssystem kommunizieren konnte.
Ein zentrales Anliegen von BodyTalk ist auch die Vernetzung und Synchronisation der verschiedenen organischen und psychischen Funktionsbereiche untereinander. Eine funktionelle Störung ist demzufolge nämlich nicht in erster Linie eine Störung eines Teilbereiches, eines Organs oder einer funktionellen Einheit (Psyche, Soma), sondern oftmals vielmehr ein eingeschränktes oder verzerrtes Zusammenspiel zweier Subsysteme. Beispielsweise können Leber und Magen ohne strukturellen Befund sein, aber die Störung der Abstimmung (Kommunikation) und des Zusammenspiels (Sychronisation) führen zu körperlichen (Verdauungsbeschwerden) und emotionalen (Reizbarkeit, Aggression) Unpässlichkeiten.
Durch Befragen der körpereigenen Weisheit mithilfe des Muskeltests lässt sich auch über das Frageprotokoll des BodyTalk die exakten Reihenfolge festlegen, in denen der Organismus seine einzelnen Funktionsbereiche ausbalanciert wissen möchte. In dem verbalen ab er vor allem non-verbalen (Muskeltest) Gespräch werden die Anzahl und Reihenfolge der einzelnen Schritte zur Balance gemeinsam herausgefunden. Unterbewusste und bewusste Prozesse von Anwender und Klient können sich gemeinsam entfalten. Diese Mischung von rationaler und intuitiver Logik macht das BodyTalk-System so einzigartig.
4 Wie es gemacht wird und für wen
In Anlehnung an Sheldrakes Theorie der morphogenetischen Felder (siehe Wikipedia) sind die Informationsfelder von sowohl Klient als auch Therapeut mit dem universalen Informations-Pool (der Summe aller vorhandenen Informationen) miteinander verschränkt. Die Informationsfelder werden durch den Muskeltest, der "digitalisierte" Ja-Nein-Antworte liefert, befragt. Anders als in der Kinesiologie wird mit dem Klienten vereinbart, dass das Nachgeben eines Muskels beim Druck des Anwenders als Ja-Antwort, ein Standhalten dagegen als Nein auf die vorherige spezifische Frage gewertet wird. Auch wird nicht wie in der Kinesiologie nach einem Stressor gefragt, ("Liegt eine spezifische Schwermetall-Belastung vor?" - die ja möglicherweise generell bei den meisten Menschen einer Gegend vorhanden sein müsste), sondern ermittelt, ob diese Belastung für das Hauptproblem des Klienten und seiner energetischen Balance jetzt von Belang ist ("Hat dieses spezifische Toxin Priorität für die Balance?"). Durch ein höchstspezifiziertes vorgegebenes Frage-Protokoll werden alle körperlichen, energetischen, emotionalen und psychischen sowie sozio-kulturellen Faktoren herausgefiltert, die jetzt für diesen Patienten und seine individuelle energetische Balance mit ihrer spezifischen Störung vorrangige Bedeutung haben.
BodyTalk eignet sich für Menschen, die ...
- ... etwas für ihr persönliches Wachstum tun möchten
- ... sich besser kennenlernen möchten
- ... Entspannung und Stressreduzierung suchen
- ... ihr energetisches Gleichgewicht verbessern und energetische Blockaden abbauen möchten
- ... Begleitung in bestimmten Lebensphasen wünschen
- ... Familien-, Arbeits- und Sozialleben harmonisieren möchten
- ... Unterstützung bei spezifischen Ereignissen (beruflicher Wechsel, Trennung etc.) brauchen
- ... schnelle Hilfe und energetischen Ausgleich in schwierigen Situationen wünschen
- ... eine schul- oder komplemtärmedizinische Behandlung ergänzen möchten
5 Wie es sich entwickelt
Die Entwicklung von BodyTalk ist äußerst dynamisch - seit seiner Einführung in den 90er Jahren in Australien, Malta und Florida wird es inzwischen weltweit von über 3000 Anwendern in über 30 Ländern praktiziert. Auf dem anfänglichen Schwerpunkt, der Verbesserung der Gesundheit mit ihren körperlichen, geistigen, seelischen und spirituellen Aspekten liegt weiterhin der Haupt-Augenmerk von BodyTalk. Darüber hinaus wird es auch zur Leistungssteigerung im Sport und in der Arbeitswelt eingesetzt. Aber auch soziale Systeme wie Familien, Organisationen und Firmen können mit BodyTalk balanciert werden.
In den letzten Jahren wurden zusätzlich auch das AnimalTalk, PlantTalk und EarthTalk entwickelt, in denen die Prinzipien und Methoden des BodyTalk erfolgreich auf die Behandlung von Pflanzen, Tieren und Öko-Systemen übertragen wurden. Sowohl der Ursprungs-Methode als auch ihren Ablegern ist gemein, dass alle Verfahren sich auszeichnen durch ihre Einfachheit, Sicherheit und Effektivität. In diesem Sinne bleibt BodyTalk radikal und innovativ und es spricht alles dafür, dass sich das BodyTalk-System weiterhin so kraftvoll entwickelt.
Literatur: John Veltheim "Das BodyTalk System" (Berlin: Lüchow 2003)
Internet: www.bodytalksystem.de, www.bodytalksystem.com
Kosten einer Sitzung: 90 Euro
Termine nach Vereinbarung und Vorgespräch
1 Was ist Kinesio-Taping?
Kinesio-Taping ist eine spezielle Taping-Methode, die vor ca. 40 Jahren von dem japanischen Chiropraktor Dr. Kenzo Kase entwickelt wurde. Beim Kinesio-Taping werden durch das Aufkleben eines elastischen und selbst haftenden Bandes Schmerzen, Entzündungen und Schwellungen besonders des Bewegungsapparates behandelt. Im Gegensatz zu unelastischen Tapes regt das kinesiologische Taping die aktive Autostabilisation durch den Patienten an. Das elastische Tape ermöglicht freie Beweglichkeit im Alltag, bei der Arbeit und beim Sport. Es besteht aus 100% Baumwolle, ist längs und quer dehnbar und enthält keinerlei medizinische Wirkstoffe. Eine besondere Acrylbeschichtung gewährleistet eine ausgezeichnete, allergiearme Haftung. Die Tapes sind luft- und wasserdurchlässig und können mehrere Tage auf der Haut bleiben.
Je nach Anlagetechnik können gezielt Gelenke (v.a. zur Verbesserung der Beweglichkeit), Muskulatur (zur Verbesserung der Durchblutung und zum Lösen von Verspannungen) oder das Lymphsystem (Abtransport von Lymphlast und Zelltrümmern) positiv beeinflusst werden.
2 Kinesio-Taping und der Schmerzkreis
Schmerzen führen in der Regel zu Funktions-Einschränkungen und Vermeidung von Belastung und Bewegung. Hierdurch wird das Gewebe schlechter ernährt und weniger belastbar. Schmerzen treten immer früher auf und schränken die Beweglichkeit weiter ein. Die verringerte Beweglichkeit führt oft immer schneller zu Schmerz.
Der Schmerzkreis entsteht:
Wirkung des Kinesio-Tapings auf den Schmerzkreis
3 Wirkung des Kinesio-Tapings
Zusammengefasst ergeben sich folgende Wirkungsweisen des Kinesio-Tapings:
- Schmerzlinderung
- Erhöhung der Beweglichkeit
- Verbesserung des Lymphabflusses
- Verbesserung der Muskelfunktion (anregend oder entspannend)
- Unterstützung der Gelenke
- Verbesserung der nervalen Steuerung
- Unfall- und Verletzungsprophylaxe
4 Kinesio-Taping: Bei welchen Beschwerden?
- HWS-Syndrom
- Spannungskopfschmerz
- Tennis-Ellbogen
- LWS-Syndrom
- Ischialgie
- Kniearthrose
- Muskelzerrungen
- Sprunggelenksverletzungen
- Achillessehnenverletzungen
- Fersensporn
- Lymphödem
- Narben
- postoperative Nachsorge
- Frozen shoulder
- und vieles mehr
5 Nach dem Tapen: Bitte beachten!
- Das Tape ist wasserfest, d.h., Sie können damit duschen, schwimmen, in die Sauna gehen oder ein Vollbad nehmen. Besondere Vorsicht ist nur beim Abtrocknen und Ankleiden an den Kanten/Rändern des Tapes geboten. Sie können es auch föhnen.
- Das Tape ist nicht mit einem Wirkstoff imprägniert. Dennoch kann es zu einem Wärmegefühl, ähnlich einem ABC-Pflaster, kommen. Sollte dennoch ein sehr starkes Jucken auftreten, so entfernen Sie das Tape oder/und stellen Sie sich in der Praxis erneut vor.
- Das Kinesio-Tape hilft häufig überraschend gut - auch wenn andere Maßnahmen evtl. sogar schon versagt haben. Dennoch gibt es keine hundertprozentige Erfolgsgarantie.
- Die Wirkung des "Tapes" wird zu einem großen Teil über die Elastizität des Materials vermittelt. Demzufolge kann die Wirkung nach ca. einer Woche nachlassen. Allerdings ist dies ebenfalls von Ihrer körperlichen Aktivität oder auch der Stärke der Schmerzen abhängig. Wenn es hilft und weiterhin gut zu tragen ist, entfernen Sie es bitte nicht.
- Mit Ihrer Rückmeldung an uns tragen Sie dazu bei, dass wir unsere therapeutischen Fähigkeiten weiter verbessern und ggf. auch anderen Patienten noch gezielter helfen können. Danke!
6Infos zum Tapen
- Vorgehen: Tape-Termin vereinbaren
- Kosten: 15 - 25 Euro (je nach Zeit- und Materialbedarf)
- Tragedauer: 3 -10 Tage
1 Der Begründer und seine Stellung in der Medizin
Dr. Alois Brügger (1920-2001) war ein Schweizer Neurologe, der seit Mitte der fünfziger Jahre die Krankheiten des Bewegungsapparats und seines Nervensystems erforscht. Aus der klinischen Beobachtung heraus, dass es Verschleiß im menschlichen Körper ohne Schmerzen, aber auch Schmerzen ohne nachweisbaren Verschleiß von Gelenken und der Wirbelsäule gibt, formulierte er sein Verständnis von Krankheit und Schmerz im Bewegungsapparat. Brügger kann insofern als Vorreiter einer ganzheitlichen Medizin angesehen werden, weil er gleichermaßen psychologische, soziale und klimatische Faktoren als wichtig für seine Theorie und Therapie befand und Orthopädie und Neurologie in seinem Forschungsansatz verband.
Weiterhin führte er den Begriff Funktionskrankheiten ein, unter dem er schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparats versteht, bei denen die funktionellen Entgleisungen für das Krankheitsverständnis wichtiger sind, als die Schäden am Gewebe (z.B. der Verschleiß). Er grenzt sich damit von der klassischen Orthopädie ab, die Schmerzen am Bewegungsapparat und der Wirbelsäule oft auf degenerative Schäden zurückführt, wobei dann Medikamente und Operation die Mittel der Wahl sein sollen.
2 Brüggers Auffassung von Krankheit und Schmerz
Brügger geht von folgenden allgemeinen biologischen Prinzipien aus:
- Die Funktion formt das Organ.
- Der Organismus braucht angemessene Reize, um sich zu entwickeln.
Unpassende, zu starke oder zu schwache Reize schädigen das Gewebe. Die normalen Bewegungsprogramme, die für die notwendige Reizsetzung zum Erhalt und Wiederaufbau des Organismus sorgen, werden bei drohender oder bereits bestehender Schädigung modifiziert. Das Gehirn entwickelt Bewegungs-Schonprogramme, um das Gewebe zu schützen. Bewegungen, die nicht in das Schonprogramm passen, werden vom Nervensystem mit dem Signal "Schmerz" belegt. Nach Brügger gibt es funktionelle Veränderungen, ohne dass bereits das Gewebe geschädigt sein muss. Es gibt aber keine strukturellen Schäden ohne funktionelle Veränderungen. Brügger versteht beispielsweise den "Tennis-Ellenbogen" weniger als strukturelle Schädigung (als Sehnenansatzreizung der Streckmuskulatur wie die Schulmedizin). Er betrachtet ihn vielmehr als Folge einer Fehlbeanspruchung, nämlich der Überlastung von Beugemuskeln und einer dadurch veränderten Funktionsweise der Handgelenksstrecker. Für die Therapie folgt daraus, dass in erster Linie die Funktion verbessert werden muss, um angemessene Reize für den Wiederaufbau des Gewebes auszulösen. Weiterhin setzt die Therapie nach Brügger nicht am Schmerz, sondern an den Schmerz auslösenden Faktoren an.
3 Ursachen von Funktionskrankheiten
Der menschliche Organismus ist für Bewegung in der aufrechten Haltung angelegt. Der Mensch bewegt sich im Schwerefeld der Erde. Gegen die Schwerkraft muss er sich aufrichten bzw. strecken. Je besser er sich strecken kann (ohne sich zu überstrecken), desto gesünder ist es für seinen Bewegungsapparat bzw. seinen Organismus. Die Fähigkeit, sich aufzurichten bzw. sich gegen die Schwerkraft zu strecken, wird aber durch innere und äußere Störfaktoren beeinträchtigt. Zu den äußeren Faktoren gehören Kleidung, Möbel, klimatische und soziale Umstände. Innere Störfaktoren können Organerkrankungen, Verletzungen oder auch psychische Belastungen sein. Weiterhin spielen nicht nur individuelle, sondern auch gesellschaftlich-konventionelle Bewegungsgewohnheiten eine Rolle (so wird eine schlaffe Haltung oft für cool, eine steife Haltung für besonders korrekt gehalten). Alle diese äußeren und inneren Störfaktoren beeinträchtigen die Fähigkeit, sich aufzurichten bzw. zu strecken und führen zur Überlastung der Strukturen, die aus biologischer Sicht für die Aufrichtung angelegt sind. In der Brügger-Therapie werden deshalb zuerst die Störfaktoren gesucht und behandelt, die am stärksten die aufrechte Haltung beeinträchtigen. Parallel dazu wird das Bewegen in der Aufrichtung in allen wichtigen Alltagsaktivitäten trainiert.
4 Folgen der Fehlbelastung
Die krumme Körperhaltung stellt im Gegensatz zur aufrechten Haltung eine Belastung des Bewegungsapparats dar. Die Belastungshaltung sowie ständig wiederkehrende, monotone Alltagsbewegungen führen zur Fehlbeanspruchung des Gewebes, das seinerseits mit Anpassungserscheinungen reagiert. Zum einen führt die Überlastung zur Ansammlung von Gewebsflüssigkeit in und zwischen den Muskeln und Sehnen(-scheiden). Diese Mini-Ödeme wiederum reizen bestimmte Nervenendungen und stellen eigenständige Störfaktoren im Organismus dar. Zum anderen verändert sich die Funktionsweise einzelner Muskeln sowie gesamter Muskelgruppen. Bestimmte Muskeln können weniger nachgeben (loslassen), andere können sich schlechter zusammen¬ziehen. Wenn diese Muskeln in ihrer beschränkten Funktionsweise gefordert werden, fühlt der Mensch Schmerz in seiner Aktion. Dieser Kontraktions- oder Nachgebe-Schmerz soll dem Menschen signalisieren, welche Bewegungen ungünstig sind. Im ersten Stadium der Funktionskrankheit kann das Einnehmen der krummen Körperhaltung schmerzhaft sein. Bei stärkerer Schädigung kann die Fehlanpassung soweit fortgeschritten sein, dass selbst die aufrechte Haltung mit Schmerz verbunden ist.
5 Diagnose, Befund und Therapie
Nach der Untersuchung und der Diagnose durch den Arzt kann der Patient zum Brügger-Therapeuten überwiesen werden. Dieser erstellt nach Anamnese und Inspektion einen Funktionsbefund, in dem Fehlfunktionen und Mängel in der Streckfähigkeit einzelner Körperabschnitte erhoben werden. Es folgt eine Arbeitshypothese mit den notwendigen therapeutischen Maßnahmen, die fortlaufend in der Therapie auf ihre Angemessenheit überprüft werden. Bei größeren Schmerzen und stärkeren Beeinträchtigungen ist die Therapie eher passiv, sie wird umso aktiver und alltagsnäher, je mehr Störfaktoren aufgelöst worden sind. Zu den passiven Maßnahmen gehören das Abtupfen mit heißen Handtüchern zum Abtransport der Mini-Ödeme, Dehnlagerungen u.ä.. Aktive Übungen sind das Training von Alltagsaktivitäten und eine Ausgleichsgymnastik. Kernstück der Therapie sind aber bestimmte Übungen mit und ohne Therapeut und Thera-Band, in denen das Nervensystem in seinen Bewegungsprogrammen umprogrammiert wird. Die Muskulatur gewinnt ihre natürliche Fähigkeit zurück, sich zusammenzuziehen und nachzugeben. Ziel der Therapie ist der Abbau von Schmerz und Störfaktoren, um die aufrechte Haltung des Menschen und die ungehinderte Entfaltung des Organismus zu ermöglichen.